Hier finden Sie die sechs Module des Weiterbildungskurses zur Erlangung der Zusatz-Weiterbildung "Suchtmedizinische Grundversorgung" (gemäß Weiterbildungsordnung der ÄKWL nach Musterkursbuch der BÄK)

Grundlagen:
Kompetenzziel: Der Teilnehmer kennt allgemeine biologische, psychische und soziale Grundlagen und Rahmenbedingungen der Genese von Substanzgebrauchsstörungen und substanzungebundener Abhängigkeit unter ganzheitlichen Aspekten (Substanzwirkung, Person und soziales Umfeld) und weiß, wie sich Substanzgebrauchsstörungen im Alltag der Arztpraxen und Kliniken zeigen. Er versteht die Bedeutung und Auswirkungen von Suchterkrankungen für Betroffene, Angehörige, das Gesundheitssystem und die Gesellschaft in Bezug auf psychische und körperliche Gesundheit, das Zusammenleben und Stigmatisierungsprozesse unter Beachtung grundlegender Zusammenhänge zwischen Substanzgebrauchsstörung und häufigen somatischen und psychischen Komorbiditäten und Komplikationen bei Entzug und Intoxikation. Zudem sollen eigene Vorstellungen und Haltungen zum Erkrankungsbild und Schwierigkeiten im Umgang mit Betroffenen reflektiert werden. Der Teilnehmer kennt die grundlegenden Voraussetzungen für die Entwicklung individueller Behandlungsziele nach Grundsätzen des Shared-Decision-Making unter Einbeziehung psychosozialer Faktoren, Motivationslage, Krankheitseinsicht und Komorbiditäten. Er kennt die verfügbaren Angebote der Behandlung und Beratung im Suchtkrankenhilfesystem, die regionalen Netzwerke und ihre Schnittstellen und ist in der Lage, diese Kenntnisse bei der individuellen Therapieplanung anzuwenden. Er kann akute Eigen- und Fremdgefährdung einschätzen und im Notfall mit diesen umgehen.
Einführung in die besonderen Aspekte des Kindes- und Jugendalters:
Kompetenzziel: Der Teilnehmer soll die besondere Bedeutung der Disposition einer Suchterkrankung im Kindes- und Jugendalter mit Gefahr der Transmission ins Erwachsenenalter verinnerlichen sowie familiäre, persönliche und soziale Risiken für Suchtdisposition erkennen und dabei vulnerable Gruppen berücksichtigen.
Tabak und verwandte Erzeugnisse, Alkohol, Cannabis, Medikamente, nicht substanzgebundene Abhängigkeiten: Substanzkunde, Diagnostik und Therapie (substanzbezogener Störungen/Abhängigkeiten):
Kompetenzziel: Der Teilnehmer kann frühzeitig Hinweise und Zeichen für das Vorliegen einer Abhängigkeitserkrankung oder für den Substanzkonsum von Tabak, Alkohol, Cannabis und Medikamenten sowie die psychischen, körperlichen und sozialen Auswirkungen erkennen. Er kann zielgruppenorientiert Abhängigkeitsproblematik und/oder Substanzkonsum ansprechen. Der Teilnehmer kann (substanz-)spezifische und allgemeine psychische und somatische Erkrankungen diagnostizieren und interventionell/psychosozial bzw. pharmakologisch substanzspezifisch unter Beachtung der Risiken und Nebenwirkungen von Interaktionen im individuellen Setting behandeln.
Illegale Substanzen und Opioide: Substanzkunde, Diagnostik und Therapie substanzbezogener Störungen:
Kompetenzziel: Der Teilnehmer kann frühzeitig Hinweise und Zeichen für das Vorliegen einer Abhängigkeitserkrankung oder für den Konsum illegaler Substanzen sowie die psychischen, körperlichen und sozialen Auswirkungen erkennen und zielgruppenorientiert ansprechen. Er kann substanzspezifische und allgemeine psychische und somatische Erkrankungen diagnostizieren und pharmakologisch substanzspezifisch unter Beachtung der Risiken und Nebenwirkungen von Interaktionen im individuellen Setting behandeln. Indikationsabhängig kann der Teilnehmer opioidabhängige Patientinnen und Patienten zu einer Substitutionsbehandlung motivieren; er kennt die rechtlichen Rahmenbedingungen und kann die Substitutionsbehandlung durchführen oder an eine geeignete Institution überweisen.
Psychotherapeutische und psychosoziale Interventions- und Behandlungsmöglichkeiten:
Kompetenzziel: Der Teilnehmer kennt die Grundlagen der Arzt-Patient-Beziehung, beherrscht Basisfertigkeiten in der Motivierenden Gesprächsführung und kann eine strukturierte patientenzentrierte Kurzintervention durchführen. Der Teilnehmer lernt basale psychotherapeutische Techniken und Methoden kennen und kann diese anwenden. Er kann regionale und überregionale Netzwerke in der Arbeit und in der Behandlung von Patientinnen und Patienten mit einer Substanzgebrauchsstörung oder Abhängigkeitserkrankung verwenden.
Wahlthema:
- Hospitation in einer Substitutionspraxis
- Hospitation in einer Reha-Klinik für Abhängigkeitserkrankungen
- Motivierende Gesprächsführung
- Spezifische psychotherapeutische Interventionen
- Praktische Vertiefung Modul II - V
- Schwangerschaft im Rahmen von Abhängigkeitserkrankungen
- Schmerzerkrankungen im Rahmen von Abhängigkeitserkrankungen
- Substitution mit Diamorphin
- Psychiatrische Komorbiditäten, z. B. PTBS, ADHS
- Somatische Komorbiditäten (HIV, Hepatitis)
- Antragsverfahren und Kostenübernahme von medizinischem Cannabis
- digitale Präventionsprogramme
- psychoaktive Substanzen